Blütezeit des Gutshofs unter der Regie derer von Arnims 1764 – 1912

Die Folge der Gutsherren von Arnim-Neuensund

Die eigentliche Blütezeit des Gutshofs Neuensund began 1764 mit dem Kauf des Anwesens durch Landrat Hans Ernst III. von Arnim-Lützlow „bei der Subhastion für 72.500 Reichstaler.“ Er war der alleinige Erbe des umfangreichen väterlichen Lehnbesitzes und erbte zusätzlich 1789 den Lehnbesitz von seinem Onkel. Damit war Hans Ernst III. nach dem Haus von Armin-Boitzenburg einer der größten Grundbesitzer in der Uckermark mit rund 500 ha Fläche für Neuensund. Er könnte bereits den Bau des noch heute in seiner Form erkennbaren Gutshauses initiiert haben.

 

Nach seinem Tode übernahm Hans Anton Joachim von Arnim 1782 die Verwaltung der geerbten Güter. Er verlegte den Hauptsitz seiner Familie nach Neuensund. Um 1784 mit seiner Vermählung mit Carolina Eleonore von Rieben wurde das neu errichtete Gutshaus bezogen. Hans Anton Joachim beschäftigte sich eingehend mit der wissenschaftlichen Landwirtschaft und hatte enge Verbindungen zu Albrecht Daniel Thaer, dem Begründer der wissenschaftlichen Landwirtschaft. Nach Thaers Anleitungen steigerte er die wirtschaftlichen Erträge auf dem Gut. Er setzte Dünger ein, entwässerte die südlichsten Ausläufer der Friedländer Großen Wiese und nutzte für die damalige Zeit moderne Maschinen wie die Drillmaschine. Zudem war er ein Pionier auf dem Gebiet der Nutztierzucht. Er kreuzte die von Thaer in Preußen eingeführten Merinoschafe mit märkischen Schafen und produzierte so eine hochwertige Wolle. Außerdem legte er die Grundlage für das Neuensunder Gestüt mit englischen Voll- und Warmblutpferden sowie mit dänischen Kaltblütern.

 

Sein Sohn Hans Carl Friedrich von Arnim führte ab 1821 den Gutshof. Im Zuge seiner Vermählung mit A.W.S. Marie von der Heyden (1840) wurden Modernisierungsmaßnahmen am Gutshaus ausgeführt. So wurden die „repräsentativen“ Zimmer neu ausgestattet. Ein kleines Wunderwerk an Komfort war für damalige Verhältnisse ein Badezimmer mit metallener Badewanne, die über eine Wendeltreppe aus den Privaträumen betreten werden konnte. Zeitzeugen schreiben: „eine solche Bequemlichkeit gab es nicht einmal im königlichen Schloss in Berlin.“

 

1841 Geburt von Hans C.G. von Arnim. Er war der letzte Gutsherr von Neuensund und Mitbegründer der Strasburger Zuckerfabrik 1883. Nach dem Tode seiner Frau Elisabeth 1912 verlegte er seinen Familiensitz zurück zum alten Herrschaftshaus nach Mürow (Angermünde). Das Gut Neuensund wird ab diesem Zeitpunkt von eingesetzten Verwaltern geführt.

 

Gutshof um 1900

 

Sein Sohn Hans-Jochen von Arnim-Neuensund, 1884 in Neuensund geboren, 1912 mit dem Vater nach Mürow umgesiedelt, gerät 1945 in russische Kriegsgefangenschaft und verstirbt 1950 66-jährig im DDR-Zuchthaus Waldheim bei Chemnitz. Erst 2018 konnte aufgrund von gefundenen Dokumenten seine Urne auf dem Dachboden des Gefängnisses identifiziert und beigesetzt werden.

 

1948 mit der Enteignung der landwirtschaftlichen Flächen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) endete die landwirtschaftliche Nutzung durch Gutsherren. Nach der Wiedervereinigung und Rückführung enteigneter Flächen an die damaligen Eigentümer (Ausgleichsgesetz für Enteignungen in der SBZ 1994) verzichten die Nachfolger von Arnim-Neuensund und Mürow auf die Rückübereignung des Gutsensembles mit den dazugehörigen Gebäuden. Die landwirtschaftlichen Flächen werden verkauft.

 

Quelle:  

www.vonarnim.com

www.wikipedia.org (Arnim, Adelsgeschlecht)

www.tagesspiegel.de (Kultur, Schicksal von Hans-Jochen Arnim, 09.06.2020)